Die subjetive Wahrnehmung von banalen Alltagssituationen bildet die Basis für diese fotografische Arbeit. Räume, Objekte und Menschen aus dem persönlichen und öffentlichen Umfeld werden aus ihrer eigentlichen Funktionalität herausgelöst und erscheinen in neuen, surreal wirkenden Zusammenhängen. Es entsteht eine Bildgeschichte, die keiner narrativen Logik folgt, die uns aber dennoch vertraut erscheint, weil sie das zeigt, was wir alle täglich sehen aber häufig nur unbewusst wahrnehmen.
Das goldene Vlies ist ein Blick in die rauhen analogen Bruchstellen unserer modernen digitalen Gesellschaft. Das Antlitz einer Frau auf einem Fotoautomaten im urbanen Raum wirkt wie ein Rest warmherziger Menschlichkeit in einer kalten Umwelt, eine Überwachungskamera beobachtet, ob sich jemand unerlaubt einem Liegestuhl nähert. Und auch eine goldgelbe Wolldecke, das goldene Vlies, auf den Schultern einer Frau im pinkfarbenen Pullover bekommt in Erinnerung an die griechische Mythologie eine völlig neue Bedeutung.
„Wir sind überflutet von medialen Bildern, die uns permanent vorgeben, was wichtig und bedeutend ist. Die Banalitäten des Alltäglichen werden da zu einem letzten Tabu, weil sie kein Thema darstellen, mit dem wir uns normalerweise beschäftigen wollen. Aber gerade in ihnen werden die Wertvorstellungen im gesellschaftlichen Zusammenleben mit all ihren Paradoxien sichtbar.“ (aus dem Text von Wolfgang Zurborn im Textteil zum gleichnamigen Buch)